15. Adventskalendertürchen

„¡Quien va a Santiago y no va al Salvador, honra al criado y deja al Señor!” –

wer nach Santiago geht und nicht nach Salvador, ehrt den Diener und nicht den Herrn.

Heute möchte ich euch gerne eine Wegalternative vorstellen, die von León (Camino Francés) nach Oviedo (Camino Primitivo) führt:

 

Camino de San Salvador

 

Was ist das denn? Das hab ich ja noch nie gehört! – Macht nichts, der Pfarrer in Pola de Lena hat sich auch nach einem Mauseloch suchend umgeguckt, als ich ihn fragte, wo der Weg langgeht. Er wusste gar nicht, dass es ihn überhaupt gibt!

Erfahren habe ich selbst von diesem Weg in einem Forum für Pilger und fing an zu recherchieren, aber viel gefunden habe ich nicht: ein paar ziem­lich grobe Karten, hier und da ein Verweis auf Herbergen – das war’s.

Dabei ist diese Route schon uralt: Alfonso II. el Casto machte sich im 9. Jh. auf zur ersten Pilgerreise nach Santiago überhaupt. Eine Redensart sagt, „der Weg beginnt an der eigenen Haustüre“.  Die Pforte des königlichen Palastes lag zu jener Zeit in Oviedo, wo also der ursprüngliche Weg, der Camino Primitivo  beginnt.

 

Alfonso II.  war nicht nur keusch, sondern auch spendabel und hatte sich die Pilgerschaft nach Santiago in den Kopf gesetzt („… wenn sich einer in eine Idee hineinverrenkt …“). Er stiftete erst ein Hospital in Borres (Camino Primitivo) und 836 auch eins in O Cebreiro ... und legte damit sehr bald gleichermaßen den Grundstein für den bis heute bekanntesten Jakobusweg, den Camino Francés.

 

Im 10. Jh. wurde León die Hauptstadt Asturiens, wodurch der französische Weg an Bedeutung gewann, denn, Religion hin und Heiliges Jaköbchen her: Wenn man schon mal in der Nähe war, ließ man sich ja nun das königliche Flair nicht entgehen! Außerdem lag León für all die Pilger, die aus dem Norden und Osten auf dem Landweg und über die Pyrenäen nach Santiago de Compostela reisten, sehr praktisch auf dem Weg.

 

 

 

 

 

Wo allerdings viele Menschen gehen, sind auch viele andere zur Stelle, die gierig auf deren Talerbeutel stieren. Das war auf dem Camino Primitivo wohl nicht so: Wo weniger Pilger sind, ist auch weniger zu holen. So wurde er zu einer sichereren Alternative. 

Spirituell war er allemal interessanter als der Camino Francés:

Zum einen war da Oviedo mit seiner dem Erlöser, San Salvador, ge­weihten Kirche, in der sich die Cámara Santa, die heilige Kam­mer, mit der bedeutendsten Reliquiensammlung Spaniens befand, zum ande­ren Lugo, die älteste Stadt Galiciens mit ihrer beeindru­cken­den und schon da­mals relativ alten Stadtmauer (3. Jh.) und vor allem der ständigen Ausstel­lung und Verehrung des Allerheiligsten, dem Leib Christi in Form der Hostie, in der Kathedrale Santa Maria.

 

 

 

Da stand man nun in León und wollte eigent­lich über Oviedo nach Santi­ago de Compostela, wozu man allerdings über das Kantab­rische Ge­birge hin­über musste. Wie praktisch, dass es da schon eine römi­sche Handels­straße gab: Die Via de la Plata ...

Die hat man dazu ein­fach hergenommen und so – dadada-daaaaa! – den Camino de San Sal­vador geboren.

Dieser Camino führt euch durch die

Cordillera Cantábrica – Kantabrisches Gebirge

Es zieht sich rund 600 km weit an der nordspanischen Küste entlang und begrenzt die innerspanische Hochebene Meseta (Camino Francés). Sein höchster Berg, Torre de Cerredo (2.648 m),  liegt im Nationalpark Picos de Europa, das sich während eurer Wanderung an eurer rechten Schulter befindet. In ihm leben noch Auerhühner, Fisch­otter, Salaman­der, Gänse- und Schmutzgeier, Wölfe und Braunbären. Haltet also die Augen offen!

 

 

 

Es gibt zwei Bergübergänge, einen hinter Buiza über den Alto Forcadas de San Antón (1.462 m) und einen von Poladura de la Tercia nach Pajares über das Crucero de San Salvador (Crucero – Kreuz) auf dem Collado del Canto de la Tusa (1.568 m), dem höchsten Punkt dieses Caminos.

Auf diesen beiden Strecken gibt es stellenweise keinen Weg, sondern ihr pilgert durch Heide und über Gras, Felsen und Steine. Hier zeigen Erdstecker (wie große Blumenstecker) mit gelben Pfeilen und Muscheln, wo es lang geht.

 

 

 

Um euch ein bisschen den Mund wässrig zu machen, möchte ich euch noch eine ganz besondere Halsknödelkirche zeigen:

 

 

Santa Cristina de Lena 

 

Zugeordnet wird sie der Regierung von Ramiro I. (842 – 850). Da sich in ihrer Nähe ein Ort befindet, der noch immer Palacio, Palast, genannt wird, könnte sie eine Palastkirche gewesen sein. Ihre Außenmauern aus unregelmäßigen Steinen werden von Strebepfeilern gestützt.

In ihrem Innenraum findet ihr eine Trennwand zum Altarraum, Lett­ner, mit Hufeisenbögen auf dorischen Säulen mit korinthischen Kapi­tellen. Darüber und in den Zwickeln, Räume zwischen den Bögen, Transennen, Ornamentstruktu­ren, des Mudejár.

 

 

Text: „Camino de San Salvador für Bauchfüßler“

Fotos: Crucero de San Salvador

Statue von Alfonso II., Oviedo

Camara Santa, Oviedo

Cabanillas

Picos de Europa vom Collado del Canto de la Tusa

Hinter Buiza

Santa Cristina de Lena