„¡Quien va a Santiago y no va al Salvador, honra al criado y deja al Señor!” –
wer nach Santiago geht und nicht nach Salvador, ehrt den Diener und nicht den Herrn.
Heute möchte ich euch gerne eine Wegalternative vorstellen, die von León (Camino Francés) nach Oviedo (Camino Primitivo) führt:
Camino de San Salvador
Was ist das denn? Das hab ich ja noch nie gehört! – Macht nichts, der Pfarrer in Pola de Lena hat sich auch nach einem Mauseloch suchend umgeguckt, als ich ihn fragte, wo der Weg langgeht. Er wusste gar nicht, dass es ihn überhaupt gibt!
Erfahren habe ich selbst von diesem Weg in einem Forum für Pilger und fing an zu recherchieren, aber viel gefunden habe ich nicht: ein paar ziemlich grobe Karten, hier und da ein Verweis auf Herbergen – das war’s.
Dabei ist diese Route schon uralt: Alfonso II. el Casto machte sich im 9. Jh. auf zur ersten Pilgerreise nach Santiago überhaupt. Eine Redensart sagt, „der Weg beginnt an der eigenen Haustüre“. Die Pforte des königlichen Palastes lag zu jener Zeit in Oviedo, wo also der ursprüngliche Weg, der Camino Primitivo beginnt.
Alfonso II. war nicht nur keusch, sondern auch spendabel und hatte sich die Pilgerschaft nach Santiago in den Kopf gesetzt („… wenn sich einer in eine Idee hineinverrenkt …“). Er stiftete erst ein Hospital in Borres (Camino Primitivo) und 836 auch eins in O Cebreiro ... und legte damit sehr bald gleichermaßen den Grundstein für den bis heute bekanntesten Jakobusweg, den Camino Francés.
Im 10. Jh. wurde León die Hauptstadt Asturiens, wodurch der französische Weg an Bedeutung gewann, denn, Religion hin und Heiliges Jaköbchen her: Wenn man schon mal in der Nähe war, ließ man sich ja nun das königliche Flair nicht entgehen! Außerdem lag León für all die Pilger, die aus dem Norden und Osten auf dem Landweg und über die Pyrenäen nach Santiago de Compostela reisten, sehr praktisch auf dem Weg.
Wo allerdings viele Menschen gehen, sind auch viele andere zur Stelle, die gierig auf deren Talerbeutel stieren. Das war auf dem Camino Primitivo wohl nicht so: Wo weniger Pilger sind, ist auch weniger zu holen. So wurde er zu einer sichereren Alternative.
Spirituell war er allemal interessanter als der Camino Francés:
Zum einen war da Oviedo mit seiner dem Erlöser, San Salvador, geweihten Kirche, in der sich die Cámara Santa, die heilige Kammer, mit der bedeutendsten Reliquiensammlung Spaniens befand, zum anderen Lugo, die älteste Stadt Galiciens mit ihrer beeindruckenden und schon damals relativ alten Stadtmauer (3. Jh.) und vor allem der ständigen Ausstellung und Verehrung des Allerheiligsten, dem Leib Christi in Form der Hostie, in der Kathedrale Santa Maria.
Da stand man nun in León und wollte eigentlich über Oviedo nach Santiago de Compostela, wozu man allerdings über das Kantabrische Gebirge hinüber musste. Wie praktisch, dass es da schon eine römische Handelsstraße gab: Die Via de la Plata ...
Die hat man dazu einfach hergenommen und so – dadada-daaaaa! – den Camino de San Salvador geboren.
Dieser Camino führt euch durch die
Cordillera Cantábrica – Kantabrisches Gebirge
Es zieht sich rund 600 km weit an der nordspanischen Küste entlang und begrenzt die innerspanische Hochebene Meseta (Camino Francés). Sein höchster Berg, Torre de Cerredo (2.648 m), liegt im Nationalpark Picos de Europa, das sich während eurer Wanderung an eurer rechten Schulter befindet. In ihm leben noch Auerhühner, Fischotter, Salamander, Gänse- und Schmutzgeier, Wölfe und Braunbären. Haltet also die Augen offen!
Es gibt zwei Bergübergänge, einen hinter Buiza über den Alto Forcadas de San Antón (1.462 m) und einen von Poladura de la Tercia nach Pajares über das Crucero de San Salvador (Crucero – Kreuz) auf dem Collado del Canto de la Tusa (1.568 m), dem höchsten Punkt dieses Caminos.
Auf diesen beiden Strecken gibt es stellenweise keinen Weg, sondern ihr pilgert durch Heide und über Gras, Felsen und Steine. Hier zeigen Erdstecker (wie große Blumenstecker) mit gelben Pfeilen und Muscheln, wo es lang geht.
Um euch ein bisschen den Mund wässrig zu machen, möchte ich euch noch eine ganz besondere Halsknödelkirche zeigen:
Santa Cristina de Lena
Zugeordnet wird sie der Regierung von Ramiro I. (842 – 850). Da sich in ihrer Nähe ein Ort befindet, der noch immer Palacio, Palast, genannt wird, könnte sie eine Palastkirche gewesen sein. Ihre Außenmauern aus unregelmäßigen Steinen werden von Strebepfeilern gestützt.
In ihrem Innenraum findet ihr eine Trennwand zum Altarraum, Lettner, mit Hufeisenbögen auf dorischen Säulen mit korinthischen Kapitellen. Darüber und in den Zwickeln, Räume zwischen den Bögen, Transennen, Ornamentstrukturen, des Mudejár.
Text: „Camino de San Salvador für Bauchfüßler“
Fotos: Crucero de San Salvador
Statue von Alfonso II., Oviedo
Camara Santa, Oviedo
Cabanillas
Picos de Europa vom Collado del Canto de la Tusa
Hinter Buiza
Santa Cristina de Lena