"Wenn ich gut gegessen habe, ist meine Seele stark und unerschütterlich; daran kann auch der schwerste Schicksalsschlag nichts ändern"
(Jean-Baptiste Molière)
Habt ihr inzwischen Hunger und eine trockene Kehle bekommen? Da habe ich ein bisschen Futter für euren Wissensdurst für euch:
Tapas und Pinchos oder Sattgetrunken
Der Ausdruck Tapa stammt von tapar, abdecken. Es heißt, in Andalusien habe man sein Sherry-Glas mit einer Scheibe Weißbrot bedeckt, damit nichts hineinflog. Eine andere Erklärung greift auf Alfonso X. el Sabio, der Weise, zurück. Seine Soldaten hatten wohl den Leitspruch, ‚das bisschen, was wir essen, können wir auch trinken!‘ Sie lugten sehr oft und viel zu tief ins Glas und die Wirkung des Alkohols kam schnell und zügellos. Da ließ der weise König verfügen, dass jedes Glas seiner Mannen mit einem Tellerchen Essbarem bedeckt serviert werden sollte. Da mussten sie sich erst einmal hindurchknabbern und sich eine „Grundlage“ schaffen, bevor sie es zum ¡Salud! erheben durften. Dieses Beihäppchen erhielt bald einen festen Platz in der spanischen Kultur und Küche.
Pinchos/Pinxos, Spießchen, heißen so, weil man nicht mehr als einen Zahnstocher braucht, um sie zu verputzen. Sie werden aufwendiger zubereitet und kosten ein paar Groschen.
Häppchen erhält man ganz oft zu einem Getränk dazu und manchmal können zwei von ihnen richtig satt machen. Ihr findet Tapas aber auch neben den Raciones, ganze Portion, auf der Carta, Speisekarte, und könnt euch so für kleines Geld einmal quer durch die spanische Küche naschen.
Ganz oft findet man als Tapas
Pementos/Pimientos de Padrón
Diese kleinen in Olivenöl scharf angebratenen und mit grobem Hagelsalz bestreuten Paprikaschoten gehören nicht nur zu den besonderen Spezialitäten Galiciens, sondern werden in ganz Spanien oft und gerne als Tapas vernascht. De Padrón, aus Padrón, heißen sie, weil die Franziskaner hier die ersten Samen aus Mexiko einpflanzten. Ein galicisches Sprichwort sagt, „os Pementos de Padrón, uns pican e outros non“, manche sind scharf, andere nicht, oder: Eine ist immer dabei, die brennt!
Zwischen Tineo und Campiello (Camino Primitivo) kann man einen Abstecher zum Monasterio de Santa María la Real de Obona machen:
Übrigens hat man hier entdeckt, dass man Äpfel nicht nur essen, sondern auch volumenprozentig als Sidra trinken kann. Ein eventueller Zusammenhang zwischen Peregrinos und Apfelwein ist selbstverständlich rein zufällig!
Beim Escanciado, Einschenken, hält der Escanciador die Flasche möglichst weit vom Glas weg. Das schindet gerade bei Unheimischen nicht nur viel Eindruck, sondern es dient dem Dekantieren des Weins. Um das so gewonnene Aroma nicht zu vergeuden, sollte das Glas sofort und auf einen Zug geleert werden. Zu erwähnen, dass der Rest einfach auf den Boden geschüttet wurde, tut mir in meiner hessischen Seele weh! Damit niemand das aufschleckte, was danebenging, wurde früher der Boden der Kneipen mit Sägespänen bestreut – was natürlich auch machte, dass die, die betrunken nach Hause torkelten, im Falle eines Falls nicht so hart aufschlugen.
Eine Besonderheit in Galicien ist die
Queimada
Die Queimada ist ähnlich der Feuerzangenbowle ein flambiertes Mischgetränk aus Orujo (Tresterbrand), Orangen-, Zitronen- und Apfelscheiben, Weinbeeren und Zucker, bei deren Zubereitung der Conxuro die bösen Geister (u. a. Kröten, Dämonen, Kobolde, aber auch Winde aus zerstörerischen Gesäßen) beschwört, in ihren Flammen zu verbrennen, auf dass der Trinkende nur noch gute und volumenhaltige Geister durch seine Kehle fließen lassen kann. Ob sie wirklich ein Überbleibsel der Kelten ist, ist unklar, aber nach genug des Genusses, …. issesauchnischtwirklischwischtig.
Text: "Camino Primitivo für Bauchfüßler"
Foto: Camarones und Lanzón, Shrimps und Sandaale
(ich bin leider ein Mensch, der sein Essen so schnell verschlingt, dass er gar nicht viel zum Fotografieren kommt)