Boente - Santa Irene

Kommt noch. 

Also gut: Bar,  Coca Cola, ein bisschen Schokolade,  eine Tür und weiter gehts...  bis zur nächsten Bar,  an der,  sehr praktisch,  ein Teil meiner Primitivofamilie sitzt,  während es gerade anfängt zu winden und zu regnen.  Na gut,  da ist es trocken und soooo lange kann es ja nicht dauern und eine Tür hat es hier auch (als Nichtmann muss man manchmal einfach gehen,  wenn man kann,  und nicht,  wenn man muss,  weil wenn man muss, kann man ganz oft leider nicht - wobei das "man" eindeutig hier nicht korrekt ist und schon mal gar nicht im politischen Sinn,  sehr geehrte Blogleserinnen und -leser).

Es wird auch irgendwann tatsächlich so wenig mit Nass von oben,  dass ich beschliesse,  dass ich mir nicht did Mühe machen möchte,  meinen Poncho aus dem Rucksack zu zubbeln.  Das war ganz eindeutig keine gute Idee,  weil das mit wenig hält auch nur wenig Zeit und just da,  wo ich mich nicht unterstellen kann, noch nicht einmal unter einem Baum,  da kommt der Regen waagrecht wie mit dem Bogen geschossen und ich bin die Zielscheibe und jeder Schuss ist ein Volltreffer! Rucksack abstellen und Poncho zubbeln ist hier keine Option und zehn Sekunden später auch nicht mehr nötig,  weil nasser kann ich jetzt nicht mehr werden. 

Da hilft nur noch eins: Zähne zusammenbeissen,  damit sie nicht zu laut klappern,  und ab durch die Mitte,  Pfütze hin,  Sturzbach her (naja,  ganz so schlimm war es denn auch wieder nicht,  aber gefühlt schon!). Ich mag nix mehr,  ich mag nur noch ankommen.  Und so lande ich in einer Bar,  wo ich mich genau erinnern kann,  dass ich letztes Jahr da genauso nass und bibbernd unterschlupf gesucht habe.  Und da sind auch Familienmitglieder (die aber heute bis Pedrouzo Arca gehen,  weil sie in Santa Irene entweder nicht reserviert haben oder kein Bett mehr kriegten) und machen mir Mut: Nur noch ein Kilometer! Und - schwubs - bin ich auch schon wieder weg.  Das bisschen noch und dann duschen und....  

 

Soll ich euch mal was sagen? Im Gemeinschaftsraum bubbelt sogar schon ein munteres Feuerchen und ganz in echt: In einem Wohnzimmer könnte es nicht gemütlicher sein, so schön ist es! Sessel., ein Sofa,  Tische,  Stühle,  ein Klavier,  Familienbilder,  dine Küche,  die wickele ich mir in einen Kompressionsbeutel und nehm sie mit,  ganz schöne,  leise und ruhige Musik - hier spricht man nur gedämpft,  um die Atmosphäre nicht anzukratzen. 

Wir werfen unsere Wäsche zusammen in eine Maschine und einen Trockner,  weil wir sehen aus wie frischgesuhlte Ferkel und trocken wird heute draussen nix mehr.  Die junge Dame von der Herberge ist auch total nett und aufmerksam und nimmt uns die schmutzigen Kleider ab und gibt sieuns sauber und trocken und frisch wieder zurück.  Und ganz nebenbei verwöhnt sie uns mit infusion (das hört sich so grausig an!,  aber es ist nur Kräutertee), Kaffee und Magdalenas,  ruft für mich noch einmal in Santiago an,  weil ich doofdoofdoof bin und für die falschen Nächte gebucht habe (oder auch zu schnellschnellschnell,  weil langsamer hätte es ja gepasst) und kocht ein total leckeres Essen für uns in ihrer Kompressionsbeutelküche. Das ist alles sooo fein hier! Und damit wir morgen keine nassen Füsse kriegen,  wenn wir unsere Schuhe anziehen,  dürfen wir sie im Gemeinschaftsraum an den Ofen stellen. Ist das lieb!