Pola de Lena - Oviedo

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Isch kann jetscht gerade gar nischt schreiben,  weil ich sitze in einer Bar in Oviedo und knabbere an Minibocadillos der verschiedensten Geschmacksrichtungen und die sind so lecker! ... und die beiden Jungs hinter der Theke auch. 

Pola de Lena hab ich lauthals lachend verlassen.  Kinders,  das war grandios! Leider fehlen ab dem Ortseingang die Pfeile und Muscheln und man muss halt gucken,  wie es weitergeht ... auch,  wenn man die Herberge verlässt.  Ich meine,  die grobe Richtung wusste ich ja: zum Fluss,  links und dann immer auf die Hoffnung auf ein Zeichen geradeaus. Dann kam mir ein Herr in Schwarz und mit Stehkragen mit weissem Zipfelchen entgegen und ich dachte,  den fagst du jetzt,  nur um ganz sicher zu sein, der weiss das!  Und so sprach ich ihn an (ich habe extra nicht einfach lo siento gesagt,  sondern perdone usted - ich weiss ja,  was sich gehört!) (und Paterlein,  wenn du das liest,  dann krieg bitte nicht Bembel auf den Augen ;)) und fragte artig nach dem Camino de Santiago. Und was soll ich euch sagen? Er guckte mich an,  als hätte ich ihn nach dem nächsten Freudenhaus gefragt,  guckte die Strasse raus,  guckte die Stasse runter und ich habe ganz genau gemerkt,  dass er nicht nach dem Camino gesucht hat,  sondern nach einem Mauseloch oder zumindest genug Sand,  um seinen Kopf hineinzustecken.  Ich hab ihn eiskalt erwischt: Er wuste es nicht! Am liebsten hätte ich ihm gesagt zum Fluss,  links und dann nach Zeichen gucken,  aber das konnte ich ja nun auch nicht! Ich habe mich leise vor mich hinschmunzelnd bei ihm bedankt und war froh,  als ich ihm den Rücken zugewandt hatte.  Es tut mir so leid,  meine erste Lachsalve hat er bestimmt gehört,  auch wenn ich mich wirklich versucht habe zu beherrschen.  Aber ich konnte nicht lange genug einhalten,  weil sonst wäre ich geplatzt! Dann ging es ein paar Meter wieder, bis...  und...  und.... 

Der Weg heute war nicht so dolle berauschend und ganz anders als auf der Karte. Es ging nur auf Asphalt,  erst an einer Landstrasse entlang bis Ujo,  dann auf einer Joggerrennstrecke bis Mierres.  Das war aber auch nicht so unnett,  weil da konnte ich mir Musik auf die Ohren machen.  An den Strassen trau ich mich das nicht,  weil ich dann die Autos nicht höre. Aber weilich ja auch nicht nur einfach höre,  sondern auch lauthals mitgröhle,  machten alle ganz freiwillig einen grossen Bogen um mich.  Allerdings kam dann auch ein Lied,  da kriege ich immer ein bisschen Herzschmerz,  weil ich das einfach mit meinem Papa verbinde.  Da hat es mich dann gerupft. Und keine Möglichkeit weit und breit mich zurückzuziehen.  Ich möchte nicht wissen,  was die Menschen um mich von mir gedacht haben: Eben rockt,  gröhlt und tanzt sie noch und jetzt...  Aber weil die mir ja eh wahrscheinlich nie wieder begegnen undbich eh gerade so....  gut drauf war,  habe ich mir gleich die volle Dröhnung verpasst und noch ein Hijo de la luna (das ist MEIN Camino-Lied) draufgesetzt.  Man gönnt sich ja sonst nix. 

Meinen Flüssigkeitshauhalt habe ich in Mieres in einer Bar wieder aufgefüllt.  Dann ging es weiter an Landstrassen entlang. 

In einem Ort mit Oll...  habe ich entschieden,  dass ich für heute nicht mahr mag. Der Camino führt da - oh welch glücklicher Zufall!  - direkt am Bahnhof vorbei.  Also werde ich morgen wieder dahin zurückfahren und den Rest des Tages hier in Oviedo vertrödeln.  Mir ist nach Pause...  und hier hat es soooo viele schöne Geschäfte.  In der Kathedrale war ich noch nicht,  weil eigentlich bin ich ja noch gar nicht hier.  Also ich bin schon hier und lecker satt und von zwei netten Wirten umtüdelt,  aber doch noch nicht so richtig. 

Als ich suchend auf der Strasse herumirrte und die Herberge suchte,  hat mich ein spanischer Pilger ganz lieb an die Hand genommen und zur öffentlichen Herberge geführt.  Wir schlafen in einem Zimmer mit noch einem älteren Spanier.  Das ist nett! Aber ganz ehrlich?  Ich trauere Pola de Lena ein bisschen hinterher. Die Herberge ist nicht schön,  aber ich habe ein Bett und bei meinen Mitschläfern muss ich sicher nicht die stinkenden Klamotten von gestern anziehen,  um sie mir vom Hals zu halten (nicht erschüttert sein!  Natürlich habe ich dieblängst gewaschen! Die musste ich ja heute wieder anziehen.)

Oh, eins noch: Ich bin heute ganz lange nur in Shirt und kurzen Hosen ( ;) an Fee) und Sandalen und OHNE Gamaschen und Regenzeug gelaufen.  Als ich angekommen war,  fing es zwar wieder an zu zutzeln,  aber jetzt bin ich ja da...  also eigentlich noch nicht richtig,  aber das mach ich morgen.  Und jetzt gehe ich einkaufen.  

Von Oll... hinundher nach Oviedo

Hier wird nicht geschummelt! Also verlasse ich morgens die Herberge wie es sich gehört mit Rucksack und allem drum und dran und tappsele einmal quer durch Oviedo zum Bahnhofy den ich gerade rechtzeitig zur Abfahrt des Zuges erreiche. Und los geht es. 

Wie der Weg war,  muss ich nachlief ER n,  weil irgendwie verwischt sich bei mir langsam alles: Schotter,  Splitt,  Wald,  Wiesen, Felder,  Strassen,  Traktorwege - ich sag jetzt mal,  es war von allem ein bisschen etwas dabei.  Was ich aber ganz bestimmt weiss: Gestern hätte ich es auch noch geschafft,  wenn ich es gemusst hätee,  aber ich hätte mir fürchterlich dabei wehgetan,  xenn der Weg wird furchtbar lang.  Drei Stunddn bin ich noch unterwegs,  ein bisschen rauf,  ein bisschen runter,  ein bisschen geradeaus. 

Und als ich in Oviedo einlaufe,  bin ich froh,  dass ich schon vorbereitet war.  Hier ankommen nach so langer Zeit in fast absoluter Einsamkeit und dann all die Menschen und Autos,  der L\rm, das Gewusel - das haut mich ja so schon fast um.  Wie wäre es dann gestern gewesen?! 

Ich zieh mich auf die stille Treppe der Herberge zurück.  Prompt kommt ein Herr, um hier noch einmal nach dem Rechten zu sehen,  bevor die heutigen Pilgermassen einströmen, und ich darf meinen Rucksack schon mal einstellen. 

Bis etwa 15.00 Uhr ist hier der Bär am Steppen,  dann wird es schlagartig leer und ruhig. 

Rechtzeitig als ich zur Herberge gehe,  weil die öffnet (17.00), kriege ich von einem mir den San Salvador  Vorläufer eine  Nachricht,  ob ich mir schon die Salvadorana,  sonetwas wie die die Compostela für diesen Weg abgeholt habe.  Die gibt es eine in der Herberge und eine in der Kathedrale.  Das wusste ich gar nicht,  Essa ss es das gibt! Die von der Kathedrale habe ich leider nicht,  denn da ist morgen erst wieder ab 10.00 jemand da,  der sie mir geben kann. Aber die von der Herberge habe ich und die ist so schön und ich bin so stolz darauf! 

Aber der Weg dahin war ein bisschen.... Leider kommt um 17.00 nicht wieder der nette Herr von mittags,  sondern der von gestern und der ist ein bisschen...  komisch,  so verknartzt. Er kommt,  guckt mich gross an,  was ich denn heute schon wieder hier will und nein,  ich kann hier nicht noch einmal schlafen. Der war gestern schon so blöd zu mir,  dass ich ihm als Profession Bookwriter angegeben habe.  Wenn d ER meint,  der kann mir grossspurig kommen,  kann ich auch grossspurig sein.  Und wie! Das hat ihn gestern schon geärgert,  weil er sich mit diesem Beruf mir nicht mehr gegenüber überlegen fühlen konnte. Und dass ich hier nicht schlafen dürfen soll obwohl doch schon mein Rucksack da ist (das registriert er durchaus und man sieht die Fragezeichen über seinem Haupt Flamenco tanzen (können Fragezeichen mit Kastanetten klappern? Das sieht bestimmt lustig aus! ), aber nachdem ich hn frage,  was ich denn hätte machen sollen,  von hier nach Oll... hinundher fahren,  hierher zurücklaufen,  nach Mieres zurückfahren (da ist die nächste H ER berge,  die mir so spontan einfällt) da schlafen,  morgen von da wieder hierher fahren,  damit ich dann hier den Primitivo beginnen kann und ihm zum Beweis das Ticket unter die Nase halte,  gibt er sich geschlagen.  Ich gebe es ja auch zu,  ich war da nicht ganz fair,  denn weil ich ja kein Spanisch kann,  kommt er mir mit seinem etwas holprigen Englisch entgegen und ich talke ih einfach in Grund und Boden.  Das ist eigentlich nicht nett. 

 

Aber nett hin und her,  ich darf natürlich hier schlafen, allerdings soll ich 5,-- zusätzlich zahlen. Hä?  Aber ich gehe da gar nicht weiter drauf ein.  Am Ende ist das doch die 5,-- hin und her 1.noch immer eine sehr billige Nacht und 2. kein rausgeschmissenes Geld,  weil es ja hoffentlich für die Herberge genommen wird und 3. hab ich schon ein bisschen das Gefühl,  dass ich mit meiner Rumpelpumpelart ein bisschen gut daran tue,  nicht auf den Cent zu gucken.

 

Als ich ihn nach der Urkunde fragte,  kriegte er sogar ein bisschen rote Öhrchen und entschuldigte sich,  dass er mir die nicht gestern schon ausgestellt hat.  Nun tut er mir fast ein bisschen leid.  Neinnein,  das sei ja auch gestern nicht richtig gewesen, weil da war ich ja noch nicht fertig,  sondern erst heute. Ich glaube,  er hätte in diesem 

Moment rosa Nilpferde im Tutu für mich Flugrollen machen lassen,  wenn ich nur endlich die Klappe halte.  Jedenfalls kriege ich meine Salvadorana,  eine Rolle, um sie darin sicher aufzubewahren, bezahle nur die normalen 5,-- und bin rundum glücklich. 

 

Und dann muss ich doch laut lachen,  weil als ich aufstehe fraft er mich,  welche Bücher ich eigentlich schreibe? Phantasie? - Nein,  Psychothriller und Horror! 

Jetzt muss ich mich aber beeilen,  weil ich treffe mich mit Gerhard aus dem Pilgerforum an der Kathedrale.  Als ich ankomme, habe ich das Glück,  das die gerade für einen Gottesdienst geöffnet wird und ich sie mir ansehen kann. Dann sitze ich noch ein Weilchen auf der Mauer und gucke Menschen, da kommt Francesco aus Rom/der Herberge in Pola de Lena gestern in Flipflops angeflipflopt und wir freuen uns beide ganz dolle,  dass wir uns sehen. Er wollte ja gestern ganz sicher bis hierherlaufen und ich dachte,  er ist längst über alle spanischen Berge. Nun hat er sich heute einen Tag Ruhe gegönnt und ist halt doch noch hier. 

 

Der Kathedralenplatz begrüsst Gerhard dann gleich, wie es sich gehört, mit Regen. Wir trinken einen Kaffee miteinander und ich freue mich wie Rumpelstilzchen,  dass ich mal wieder flüssig und ohne nach Worten zu suchen weil Deutsch reden kann.  

Ich kann mich nicht an viele Nächte in meinem Leben erinnern, in denen ich so gefrohren habe wie in dieser.  Gestern waren wir zu sechst und es war sonwarm jnd kuschelig.  Gut ich habe wahrscheinlich heute morgen auch so lange (bis 8 Uhr! Ich weiss gar nicht,  wann ich das letzte Mal so lange geschlafen habe! ) geschnuchelt,  weil ich wahrscheinlich im absoluten Sauerstoffentzugskoma lag,  aber es war mir nicht kalt.  In dieser Nacht ziehe ich nach und nach alles an,  was mein Rucksack hergibt,  aber wir sind halt wuch nur zu dritt,  da fehlt eine ganze Hälfte Körper mit entsprechender Wärme.