11.05.2013 Triacastela

Uuuuh, ich will heute so gar nicht aufstehen. Jetzt koennte es gerade mal einen Schlag tun und ich in meinem eigenen, kuscheligen Bett daheim liegen, nur fuer 10 Minuten und es duerfte auch ruhig ein bisschen wehtun. Ach, das waere fein!

 

HIlft ja alles nix: aufstehen, Zaehne putzen, Einruehrkaffee (oh, heute ist ein guuuuter Tag, denn Kaffee ist nicht wirklich selbstverstaendlich, meistens manchmal ich erst zwei Stunden laufen und warten, dass irgendwo eine Bar oeffnet), ein Mitpilger spendiert mir ein Goeschel Milch dazu - Heideroeslein, das nenn  ich Himmel auf Camino!

Und ich will nicht meckern, denn der Sonnenaufgang hier oben ist total klasse! Oben gucken die Berge schon in die Sonne, unten liegen sie noch in schattigem Schlaf, Wolken kommen von oben heruntergerutscht und - schwups - bin ich mittendrin, sehe nix mehr und mir ist eisekalt. Irgendwie ist das nicht nur Wolke, sondern auch noch Wind dazu und ... brrrr!

In La Laguna hat die Bar schon geoeffnet und ich bin ja immerhin schon eine viertel Stunde unterwegs. Hallo! Da wird man ja mal Rast machen und noch einen richtigen Kaffee trinken duerfen (nichts gegen den Einruehrkaffe, ganz bestimmt nicht, denn ich war mehr als dankbar dafuer, aber so ein richtiger Kaffe mit geschaeumelter Milch ... tut mir leid, den mag ich dann doch lieber).

Durch O Cebreiro laufe ich nur durch. Hier ist Hechtsuppe. Ich trottel nur den Rucksaecken vor mir hinterher und lande fuer eine gefuehlte Ewigkeit auf der Landstrasse. Da fahren zwar kaum Autos und es ist nicht wirklich haesslich, aber irgendwie habe ich das alles anders in Erinnerung. Kann das sein, dass ich da, wo ich rechts zur Strasse gewatschelt bin, einfach nur geradeaus auf den Berg hinauf haette gehen muessen? Ich weiss es nicht. Aber dann denke ich auch: Na gut, auf dieser Strecke hast du dich letztes mal so gequaelt und auf der Strasse musst du nicht immer rauf und runter, sondern nur stetig aber gemuetlich rauf. Das hat doch auch etwas.

Auf der anderen Seite des Huegels klettern die Wolken den Berg hinauf. Ach da kommen die her, die gerade vorher den Berg hinuntergeschlubbert sind! Na gut, so habe ich den Nebel wenigstens doppelt und doppelt ist doch eben doppelt ... so viel. Hm. Uff. Tschuldigung, aber da krieg ich jetzt gerade mal selbst hups!

Der Alto San Roque liegt dafuer wieder in der Sonne. Und das letzte Stueck auf den Alto do Poio gehe ich dann auch wieder lieber auf der Strasse und ignoriere geflissentlich die gelben Pfeile. Irgendwie ist mir die Strecke sehr anstrengend in Erinnerung und mir ist so nur nach ankommen. Da schummel ich halt mal ein bisschen und belohne mich oben fuer meine Klugheit mit einer Tasse Kaffee.

Die naechsten Kilometer truddele ich so ein bisschen nicht halb und nicht gar nicht vor mich hin, mache noch einmal ein Kaffeepaeuschen und darf dann wieder durch diese wunderschoenen Hohlwege und Kuhdoerfer nach Tricastela wandeln. Kinders, wie ich das liebe!

 

Irgendwie mag ich gar nicht wirklich hier bleiben. Die Herberge, in die ich wollte, habe ich nicht gefunden, die, in der ich bin, ist halt eine Uebernachtungsmoeglichkeit und der Wicht unter mir ein ... nicht so netter Mensch. Erst stellte er seinen Rucksack so bloed hin, dass ich oben hinaufsteigen musste, weil ich von unten mit um die Kiepe herum nicht an meine Sachen kam, dann hat er die fuenf Minuten meiner Koerperpflege ausgenutzt, um seinen Rucksack dahin zu stellen, wo ich meinen hinlegen wollte. So ein Bloedmann. Als ich ein bisschen broddelnd meine Schuhe, die er ja nun auch eingebaut hatte, wieder hervorkramte, stellte er sich geflissentlich schlafend.

Na gut, ich bin ja flexibel und habe meinen Packen halt jetzt einfach woanders hingelegt. Das haette der NIE geschafft! Und ich habe Internet und kann endlich wieder einmal an diesem Blog schreiben. Das ist doch auch fein!

 

Eigentlich habe ich mir fürs Abendbrot ein Baguette und ein bisschen etwas zum Knabbern gekauft, aber dann treffe ich die anderen und gehe mit ihnen essen. Die paar Gramm mehr im Rucksack werden mich morgen sicher nicht umbringen und so macht Essen viel mehr Spaß! Wir haben jedenfalls einen wunderschönen Abend!

 

Erkenntnis des Tages: Ein Brot ist nett, aber ein Abendessen in einer großen und schönen runde sättigt Bauch und Brust! Und hinter so manchem Markus versteckt sich ein Rainer (zwinker)!