Heideroeslein, wie bescheuert kann man denn sein? Vor zwei Jahren habe ich noch gedacht, aussen herum kann schoener sein, muss aber nicht. Und wisst ihr was: Es ist es auch nicht! Ich doofe Trutteleule latsche naemlich wirklich stundenlang in einer Gegend herum, die ist jetzt nicht so die haesslichste, aber auch lange nicht die schoenste. Na gut, doof bleibt doof.
Muss ich ueber das Wetter noch etwas sagen? Nein, oder? Ich kriege langsam ... ich weiss gar nicht mehr was! Es ist sowas von zum Kotzen, tut mir leid, wenn ich das jetzt mal so deutlich sagen muss! Es ist kalt, der Weg ist haesslich (da hab ich letztes mal noch gedacht: der kann schoener sein, muss er aber nicht; und siehe da: er ist es nicht!), ich habe Wut im Bauch.
Irgendwo unterwegs treffe ich einen Iren, mit dem wir schon in Hontanas in einem Zimmer geschlafen haben (das hatte ich voellig vergessen, bis er gestern Abend daran erinnerte: Natuerlich duerfe ich mich neben ihn setzen, immerhin haetten wir ja auch schon nebeneinander geschlafen - hups! Aber irgenwie habe ich sowieso das Gefuehl, dass sich ganz viel in meiner Erinnerung verwischt) und benutze ihn gnadenlos als Blitzableiter. Ich gehe mit gezuecktem Zeigefinger auf ihn los und erklaere ihm: Ich habe schon eine Compostella und komme in den Himmel, aber bevor ich sterbe, kaufe ich mir ein Paar Wanderstoecke, die nehme ich mit in den Himmel. Und ich schwoere: Ich finde den, der fuer das Wetter in Spanien zustaendig ist und den peinige ich dann mit meinen Stoecken fuer den vielen Regen, den er mir in diesem Jahr antut. Der Arme Kerl guckt mich mit ganz grossen Augen an und ist voellig verdattert, aber bevor er irgend etwas sagen kann, lasse ich ihn stehen und stapfe wuterfuellt weiter.Spaeter treffen wir uns wieder, gucken uns an und fangen beide lauthals an zu lachen.
Was soll ich noch ueber den Weg erzaehlen? Am besten nix, weil da kaeme nicht viel Gutes ueber meine Finger. Nur vieleicht noch, dass ich in Cacabelos fuer meine Qual zu meiner Tasse Kaffee zwei Churros kriege. Das ist doch fein - aber leider auch so ziemlich das einzige Feine.
In Villafranca vertroedele ich den Nachmittag auf der Plaza Major in einem Strassencafe. Praktischerweise hat es endlich aufgehoert zu regnen und nach noch einer ganzen Weile ziemlich frostig kommt sogar die Sonne heraus und es wird richtig warm.
Ich unterhalte mich sehr lane mit einem Hollaender, der mir in den letzten Tagen immer wieder begegnet ist. Er hat von zu Hause alles organisiert und alle moeglichen Hotels gebucht. Tagsueber laeuft er aber mit seinem Gepaeck wie alle anderen Pilger auch. Nur abends stelle ich mir das fuerchterlich einsam vor, weil er kriegt ja von diesen gemeinsamen Abendessen und Abenden nichts mit. Er erzaehlt mir seine Geschichte und ich bin ziemlich still. Da will man keine froehlichen Runden.