Heideroeslein, endlich habe ich Internet!

 

Heute war der lange Weg ueber die Piste. Aber in diesem Jahr kam er mir gar nicht soooo furchtbar vor. Anfangs bin ich ganz lange mit Silke zusammengelaufen und wir hatten uns viiiiel zu erzaehlen. Das war fein und wir haben gar nicht gemerkt, dass wir so gewatschelt und gewatschelt sind.

 

Aber sie ist schneller als ich olles Pummelchen, also haben wir uns irgendwann doch getrennt. Ja nun, man kann ja nicht nur talken beim walken, sondern wir sind ja immerhin auf Pilgerpfaden unterwegs und da ist innere Einkehr angesagt. Zumindest so lange, bis sie langweilig wird. Dann stupfelte ich mir die Hoehrer in die Ohren, guckte mich noch einmal sorgfaeltig um und traellerte vor mich hin, was meine Kehle so hergab.

Am zweiten Rastplatz (den gab es 2010 noch nicht) habe ich mich in die Sonne plumpsen lassen. Oh, habe ich das noch nicht gesagt: Ja, es hat wieder Sonne in Spanien. Heute war der erste ponchofreie Tag und ich habe es ganz unverschaemt genossen. Auch wenn mich jetzt ganz viele Mitpilger gar nicht mehr erkennen, weil das "Rotkaeppchen" jetzt zum "Orangekaeppchen" geworden ist. Lacht nicht, aber ich kenne die Mitlaeufer ja auch nur im Poncho und bin jetzt immer ganz erschuettert, wenn ich die mit ohne Umhang sehe!

 

Jedenfalls lasse ich mich da auf der Bank (die ist so schoen gross und soooo schoen breit) in die Sonne fallen. Naja gut, allzu lange liege ich da nicht, weil es ist schon ziemlich kuehl. Aber immerhin! Und dann sitze ich im Schneidersitz und meine Beine senden verwunderte Signale an meinen Kopf: Hups! Was ist denn jetzt los?

In der ersten Bar nach der Piste treffe ich Helga und Silke wieder, die schon ziemlich viel Zeit fuer Entspannung hatten. Naja gut, ich bin halt nicht sooo schnell, obwohl ich zwischendurch mit der Musik das Gefuehl hatte, ueber den Camino gefegt zu sein.

 

Wir gehen weiter. In Ledigos moechte ich nicht so gerne bleiben, denn da im ehemaligen Stall ist es bestimmt ganz schoen kalt. Und sooo schoen war die Herberge nicht, nur halt die Kueche und der Innnenhof, aber der faellt heute eindeutig wegen Frostbeulen aus.

 

Also beschliessen wir bis zur naechsten Herberge zu gehen, die mir schon das letzte Mal so gut gefallen hat. Aber dort gibt es nur noch ein 3-Bett-Zimmer fuer 45 Euro, also fuer jeden von uns 15 Euro nur fuer da zu schlafen. Meine Lieben, ich habe in Burgos in einem Hotel fuer nur 12 Euro geschlafen im Einzelzimmer und mit Internet so viel ich wollte. 15 Euro fuer eine Herberge, das finden wir nun alle nicht wirklich annehmbar.

 

In der anderen Herberge in diesem Ort (Teradillos de los Templarios oder so, aber ich mag jetzt nicht gucken) gibt es nur noch ein Bett. Helga ist eigentlich an ihrer Schmerzgrenze, aber alleine hier bleiben mag sie nun auch nicht. Und das ´Maedel an der Rezeption ist so nett und ruft fuer uns in der naechsten Herberge in Moratinos an und macht da drei Betten fuer uns klar.

 

Also laufen wir weiter. Es sollen nur 3 km sein, aber wisst ihr, wie lange 3 km sind, wenn man muede ist?

 

Als wir ankommen ist der Herbergsvater auch wirklich sehr nett, nimmt uns die Rucksaecke ab und waessert uns erst einmal. Dann bringt er uns in den eiskalten Schlafraum. Die Dusche ist warm, nicht heiss, aber warm, aber wenn man so warm geduscht in einen eiskalten Raum kommt, ist das nicht wirklich schoen. Na gut, pilgern ist ja nunmal kein Ponyhof, aber so muss es ja nun auch nicht sein. Weil alle warmen Decken weg sind, fragt eine andere Dame, ob sie noch eine bekommen kann und ist ruckzuck wieder da. Dann mach ich den Fehler, auch um eine Decke zu bitten und werde ... aehm ... hoeflich aber bestimmt darauf hingewiesen, dass ich mir gefaelligst einen Schlafsack haette mitbringen sollen (hab ich doch! Hallo!) und sowieso voellig unpassend fuer den Camino gekleidet waere und ueberhaupt dass ich viel zu viele Ansprueche haette. Hups! Und das nur, weil ich gefragt habe, ob ich das haben kann, was alle anderen ganz ohne Diskussion bekamen?

 

Hihihi, ich glaube, er hat sich ein bisschen geraecht, weil ich seine tolle Pizza fuer 9,-- (in Worten: NEUN Euruehner! Hallo! Pulpo kostet ja nur ein Euruhn mehr!) verschmaeht habe. Da gab es ja immerhin auch Rotwein dazu! Aber ich wollte nunmal keine Pizza, keinen Rotwein und ueberhaupt lieber essen, was in meinem Rucksack ist, damit ich das nicht morgen tragen muss.

 

Ich muss aber sagen, dass spaeter am Abend doch noch die Heizung angestellt wurde und ich die Decke (Dank sei meinem Schlafsack) eigentlich gar nicht brauchte. Haette ich gewusst, wo der Hospitalero schlaeft, haette ich sie ihm nachts wieder zurueck gebracht (das hat er sich wohl auch gedacht und mir sein Schlafgemacht wohlweisslich nicht gewiesen ;))