So, das muss ich jetzt noch zu dieser Herberge dazu sagen, weil wir das erst gestern beim Abendessen erfahren haben. Also: Sie wurde vorgestern (also einen Tag, bevor wir kamen) erst geoeffnet und heute werden keine Pilger aufgenommen, weil ganz viele aus der eigenen Bruderschaft aus Italien dort uebernachten werden. Wir haben also genau einen Tag erwischt, an dem wir dort uebernachten durften.
Und Kinders, wie wir uebernachtet haben! Vor dem Abendessen gab es diese Fuessewaschaktion und die geht echt unter die Haut (naja, das Wasser nur auf die Haut, aber der Rest eben). Dann Abendbrot. Miamiamiam, so lecker. Danach sagte ein deutscher Mitpilger, jetzt fehlte nur noch eine Gitarre und - schwups - wurde eine herbeigezaubert und der Gesang (je nach Anzahl der Glaeser Rotwein mehr oder weniger schraeg) konnte beginnen.
Dazu muss ich aber noch sagen, dass ein Maedel, das von irgendwo aus dem hohen Norden kommt, so eine schoene Stimme hatte, dass es echt gekrusselt hat.
Die Nacht war zwar richtig kalt, aber irgendwie war das gar nicht schlimm, weil uns ja im Bauch sooo schoen kuschelig war!
Der Tag war heute nicht soooo schoen. Es war kalt, es hat geregnet, es hat so gewindet, dass wir immer irgendwie schraeg laufen mussten (das passt jetzt aber auch wieder zu unserem gestrigen Gesang am Ende des Abends, als alle Weinflaschen - aehm - leer waren ;)). Nein, heute war ein echter Tag zum Maeusemelken.
In der Ponte Rosa in Boadilla haben wir dann erst einmal gefruehstueckt und uns ein bisschen aufgewaermt. Aber weiter als bis Fromista waeren wir auf keinen Fall gelaufen. Irgendwie haben wir uns bei unserer Heideroesleinaktion am ersten Tag doch ein bisschen wehgetan und unsere Knochen (besonders die Hueften) verlangten nach Ruhe!
Lach! Nein, das sind keine Mitglieder meiner Familie, auch wenn die jetzt nicht soooo viel anders aussehen.
Helga und ich bleiben in der Albergue municipal - keine gute Idee. Aber so was von gar nicht. Es ist eiskalt, die Dusche nur lauwarm und irgendwie nicht so, dass man sie wirklich benutzen will. Also stinken wir heute ein bisschen vor uns hin.
Aber durch den langen Nachmittag haben wir ganz viel Zeit fuer ganz viele Gespraeche und lernen Menschen kennen, bei denen krusselt es ein bisschen.
Die Esel gehoeren z. B. einem jungen Ehepaar mit drei Kindern (3, 4 und wohl 6 Jahre), die im vergangenen Jahr von April bis Oktober von Vezelaz nach Finisterre gelaufen sind. Jetzt sind sie auf dem Rueckweg. Aber viel mehr konnte ich leider nicht fragen, weil mein Franzoesisch jetzt nicht sooo der Bringer ist.
Ein bisschen besser ging es mit einem Herrn, der in Detroit geboren und in England zur Schule gegangen ist. Er lebt jetzt in Suedafrika und baut Haeuser, die er ruckzuck vermietet bekommt. Er ist den Camino frances schon mehrfach gegangen und ist auch schon in Sevilla und Porto nach Santiago gegangen. Letztes Jahr war er in Najera als Hospitalero und bleibt ab morgen einen Ort vor Carrion (ich kann jetzt nicht gucken, wie es heisst, weil ich gerade in einer anderen Herberge fremdsurfe) fuer zwei Wochen in der Herberge dort. Der Camino sei seine Kirche. Waehrend andere in den Ashram gehen, watschelt er halt durch Spanien.
Aber wisst ihr, was das Schlimmste bei ihm ist: Er hat Augen, die sind ..... uuuuuh. Wenn er mir sagen wuerde, dass die Menschen vom Teufel mit Gummibaerchen gefuettert werden und die Hoelle eine Wellnessoase ist - ich wuerde es ihm glatt glauben!
Am Abend schaffen wir weiblichen Pilgerlein ein wenig Verwirrung unter den maennlichen Pilgerlein, weil wir alle vor ihren Waschbecken schlangestehen, um unsere Zaehne zu putzen. In unserem Waschraum hat es nicht ein (in Worten: NICHT EIN!) Waschbecken! - Hups! Das sei doch nicht unisex hier! - Ich erklaere, dass ich mich als kleine Schwester von drei grossen Bruedern eigentlich nie wirklich als Maedchen gefuehlt haette. - Und was dann mit meinem Mann waere? - Hm. Lach! Die Antwort schreibe ich jetzt nicht, weil Mann liest mit!