Nach einer Nacht ganz alleine und in einem sauberen Bett laufen die Beinchen wie geschmiert und ich tue das, was kein halbwegs vernuenftiger Pilger tut: Ich gehe zu Fuss nach Burgos hinein. Der Bus fährt erst um 11.00 Uhr. Hallo! Da will ich ja schon über alle Berge sein (huch ist das komisch, wieder auf einer deutschen Tastatur zu schreiben; die hat äs und ös und üs und das z ist da, wo es hin gehört).
Oh, die Ähnlichkeit der rechten Pilgerfigur mit tatsächlich watschelnden Pummelchens ist natürlich rein zufällig.
Heute ist ja auch Sonntag und um 7.00 Uhr ist ausser mir noch kaum ein Mensch auf der Strasse, geschweige denn, dass er mich mit seinem Lkw einstinkt. So laufe ich sehr munter ... und ganz schnell an der Kathedrale vorbei, denn ich habe sie ja schon gesehen und will sie mir dann in Ruhe auf dem Rückweg noch einmal angucken. Jetzt will ich erst einmal Laufen.
Allerdings scheine ich hier gestern richtig etwas versäumt zu haben, denn so wie die Strassen heute morgen aussehen, hatten die Menschen hier gestern richtig viel Spass. Manche sind auch noch dabei, während andere das, was vom Spass so übrig geblieben ist, schon wieder weg räumen. Naja gut, schade. Dafür hatte ich eine Badewanne. Und hätte ich ein Bett in der Herberge bekommen, wäre die Fiesta für mich sowieso ab 22.00 Uhr zu Ende gewesen, denn da heisst es für den geneigten Wanderer husch, husch ins Bettchen.
Nach knapp zwei Stunden bin ich durch Burgos durch und befinde mich wieder in freier Wildnis ... als ich direkt hinter mir einen Hund schnaufen höre. Na klasse! Gaaanz unauffällig kruschele ich schonmal vorsorglich in meiner Bauchtasche nach meinem Pfefferspray (ob das noch funktioniert?), bleibe langsam stehen, drehe mich um und gucke direkt in die tiefschwarzen Augen eines grossen, tiefschwarzen Vierbeiners ... der fein säuberlich links und rechts ein kleines Päckchen trägt. Sein Herrchen direkt dahinter guckt mich ein bisschen erschüttert an, als er die Dose in meiner Hand sieht. Aber damit, dass der Hund nicht alleine ist, konnte ich ja nun nicht so unbedingt rechnen. Und dass er im Endeffekt auch nur ein Pilgerchen auf den Spuren des heiligen Jakobs ist, schon mal dreimal nicht.
Die beiden sind klasse! Der Hund trägt in seinen beiden Taschen insgesamt 5 kg: einen eigenen Schlafsack, seine Bürste, Schuhe für besonders steinige Wege, seinen Napf und eine Bürste. Er guckt mich so lieb und treudoof an, dass ich nun doch mal lachen muss: Vor dem habe ich Angst gehabt, ich Hasenfuss!
Mit einer kurzen Kaffeepause wutschel ich weiter vor mich hin bis Hornillos. Danach kommt eine Strecke von 11 km, auf der es nur eine Herberge mitten im Garnichts gibt, in der ich nicht unbedingt übernachten möchte. Und den ganzen Weg traue ich mir heute nicht mehr zu. Also suche ich die Herberge und finde sie ... bereits voll besetzt.
Aber es gibt immer any other options, und meine sehen für heute so aus:
My bed is my castle!
Eine klapprige Klappliege in einer schmutzigen, alten Turnhalle. Naaa guuut, schön hatte ich ja in den letzten Nächten, und man darf ja nie undankbar sein: Diese Schlafsatt ist auf alle Fälle besser als gar keine Schlafsatt, und mit ein bisschen Mut und gutem Willen sieht es am Ende ja gar nicht mehr soooo grauselig aus.
Und es gibt schönes heißes Wasser zum Duschen, angeregte Unterhaltungen in allen möglichen Sprachen, während wir auf eben dieses schöne heiße Wasser warten, und ein kleines, sonniges Plätzchen, um das zu trocknen, was man nach so manchem Wandertag ungewaschen nun wirklich nicht mehr trocknen mag.