Am naechsten Morgen kurzes Fruehstueck mit Tasse mit ohne Henkel und dann ab die Post ... erst einmal in die falsche Richtung. Na klar! Unser Hospitalero kommt mir aber gleich hinterher gewetzt und bringt mich wieder auf den richtigen Weg: Da lang geht es nach Italien, nach Spanien geht es in die andere Richtung. Ich moechte gar nicht wissen, was der ueber mich denkt!

Zuerst ist der Weg nach Orisson gar nicht so schlimm und ich denke schon darueber nach, mein Bett dort abzusagen und bis Roncesvalles weiter zu gehen. Noch schnell ein Kaffee zwischendurch unter ...

... GEIERN! 

Dann geht es bergauf und bergauf und bergauf.

Unterwegs begegnet mir immer wieder ein Herr aus Boston, der zu Dudelsackmusik vom Handy watschelt. Ich habe die Wahl: Entweder ganz schnell ausser Hoerweite zu wetzen oder eine Pause einlegen und ihm einen gewissen Vorsprung einuraeumen. Ich entscheide mich fuer letzteres und mache, weil er auch immer wieder schnaufen muss, viiiiele Pausen.

Ich bin zwar schon um 11.15 Uhr in Orisson, aber ich beschliesse doch, hier zu bleiben. Wenn man die Wahl hat zwischen noch 21 km und einem lauschigen Nachmittag auf der Terasse mit einer einfach grandiosen Aussicht auf die wunderschöne Bergwelt, da muss man nicht lange nachdenken. Aber ich gestehe: Irgendwann wird mir die Zeit doch lang und ich muss mich dazu zwingen, die freie und ruhige Zeit nebst Aussicht zu geniessen.

Abends gibt es ein total leckeres Abendessen im groesseren Kreis mit allgemeiner Vorstellung und natuerlich die ersten persoenlichen Gespraeche. Oh, wie ich das liebe: Bis eben kannte niemand niemanden und fuenf Minuten spaeter heisst es: "Vive la fratarniet'ee!" (Guckt jetzt bitte nicht auf die Rechtschreibung!)

 Es heisst, von dieser Herberge soll man einen total grandiosen Blick auf den Sternenhimmel haben. Hat man mit Sicherheit auch ... wenn sich nicht gerade dicke Dunstschwaden zwischen hier und der himmlischen Unendlichkeit schieben. Ich jedenfalls habe grosses Glueck und kann ganz in Ruhe und ohne ein schlechtes Gewissen haben zu muessen schlafen gehen.